Das Kulturleitbild Münsterland bringt die Stärken und Eigenheiten unserer Region auf den Punkt. Es dient als Leitfaden, Orientierungshilfe und Impulsgeber für Kulturakteure und deren Projekte. Besonders wichtig ist es bei einer Bewerbung um Fördermittel des RKP - Regionales Kultur Programm NRW, denn es bildet seit 2011 die Grundlage für die Förderung von Projekten.
Das Münsterland ist eine seit dem Mittelalter historisch gewachsene Kulturregion. Sie kann sich zudem auf eine eigenstaatliche Geschichte von fast siebenhundert Jahren stützen. Ihre im Selbstverständnis gerahmte Identität gründet in dieser geschichtlichen Kontinuität und wird im Bewusstsein der Bevölkerung mitgetragen – wobei die historischen Grenzen bis in die Gegenwart weitgehend als Verwaltungsgrenzen Bestand haben.
Das Münsterland ist eine dynamische Region im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Stadt und Land, Bodenständigkeit und innovativer Kraft, regionalem Bewusstsein und internationaler Orientierung. Diese Spannungsfelder prägen auch die Kultur der Region.
Projekte im Rahmen des Regionalen Kultur Programms sollen diese Spannungsfelder und die im Folgenden beschriebenen Potenziale der Region in die Konzeption ihrer Projekte einbeziehen. Daraus ergeben sich „Spielfelder“ neuer Ideen, die eine Verwurzelung der Projekte in und mit der Region gewährleisten.
Das Münsterland ist geprägt durch seine charakteristische Landschaft, durch Gärten und Parks, durch architektonisch bemerkenswerte, vielfach historische Bauten und Stadtkerne. Als Träger von Geschichte und Geschichten verweisen sie auf eine besondere, wechselvolle Vergangenheit und zeugen von einer lebendigen Gegenwart. Viele Orte sind bereits bekannt und kulturell etabliert – viele müssen aber auch erst neu oder wieder entdeckt werden. Die Orte sollen hierbei in den künstlerischen Prozess einbezogen werden, ihre Historie und Eigenart Impuls für künstlerische Auseinandersetzungen sein.
Verbunden werden die Orte auf den unterschiedlichsten Wegen – Bundes- und Wasserstraßen, Pilger- und Schmuggelrouten, Rad- und Reitwege –, die die Landschaft erschließen und erfahrbar machen, aber auch selbst zum Ort für Kunstprojekte werden können.
Die Kulturarbeit im Münsterland stützt sich auf zahlreiche bereits etablierte Institutionen, die in ihrem Bereich Herausragendes leisten. Mit ihrer Dichte an Museen, Kunstvereinen, Konzerthäusern und Bühnen kann sich diese Kulturlandschaft auch im überregionalen Vergleich sehen lassen.
Neben der Gestaltung von Kulturprogrammen spielt die Aus- und Weiterbildung sowie die Förderung professioneller Kunst- und Kulturschaffender im Münsterland eine wichtige Rolle. Die klassischen Ausbildungseinrichtungen wie Universität, Fachhochschulen, Kunstakademie oder Musikhochschule werden ergänzt durch überregional bekannte Stipendienprogramme und Künstlerresidenzen.
Als Projektträger liefern diese Institutionen unverzichtbare Beiträge zum vielfältigen Kulturangebot im Münsterland. Als Projektpartner bringen sie ihr jeweiliges Potenzial und ihre Fachkompetenz in regionale und überregionale Kooperationsprojekte ein.
Das Münsterland steht für Traditionen, wirtschaftliche Stabilität und feste Orientierungen. Es ist jedoch auch Innovationsfeld für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. So hat das Münsterland beispielsweise die Entwicklung zu einem der innovativsten Textiltechnikstandorte Deutschlands vollzogen. Auch andere Wirtschaftsbereiche, wie der Maschinen- und Anlagebau, die Ernährungsindustrie und die Gesundheitswirtschaft stellen zentrale Cluster der Region dar.
Als exzellenter Bildungs- und Wissenschaftsstandort steht das Münsterland außerdem für wissenschaftliches Denken auch jenseits ausgetretener Pfade. Im Bereich von Forschung und Lehre weist das Münsterland eine hohe Dichte an wissenschaftlichen „Laboren“ auf, die internationales Renommee genießen. Dieses Innovationsfeld birgt thematisch und strukturell großes Potenzial für Kooperationen und künstlerische Auseinandersetzungen.
Die spezifischen regionalen Potenziale des Münsterlandes sollen durch kooperative Kunst- und Kulturprojekte aller Sparten reflektiert und interpretiert werden. So entstehen neue Ereignisfelder, die die Region noch stärker als bisher zu einem Ort der Entdeckungen und zu einem Labor der Gegenwartskunst machen.
Neue Ereignisfelder bieten Raum für unvorhergesehene, aufregende künstlerische Entwicklungen, für Experimente, für inspirierenden Austausch von Künstlern und Publikum, Profis und Laien, Newcomern und bekannten Namen.
Innovative Kunstprojekte gehen kreative Kooperationen mit Wirtschaft und Forschung ein, reale und virtuelle Werke oder Medienprojekte greifen aktuelle technologische Entwicklungen auf und stellen sich dem Bild eines innovativen Münsterlandes.
Etablierte Einrichtungen zeigen sich aus ungewohnter Perspektive, unentdeckte oder unscheinbare Orte werden mit ihrer spezifischen Besonderheit künstlerisch ins Bewusstsein gebracht – gute und überraschende Kunstprojekte bleiben als Erlebnis nachhaltig in Erinnerung. Grenzüberschreitende, internationale Kooperationen geben der Kultur vor Ort spannende Impulse und weiten den Horizont.
Neue Ereignisfelder sind nicht notwendig an einen festen Ort gebunden. Es sind „open mind spaces“, Projekte mit interregionalem und internationalem Charakter, die die Kreativität und Improvisationsfähigkeit von Künstlern und Publikum herausfordern. Neue Ereignisfelder müssen die Kunst nicht täglich neu erfinden, auch Traditionen sind der aktuellen künstlerischen Befragung wert – das immer Gleiche, Bewährte und Erwartete ist im Sinne dieses Leitbildes jedoch von geringerem Interesse. Neue Ereignisfelder schaffen Freiräume innerhalb und außerhalb des gängigen Kulturbetriebes und anregende Möglichkeiten der Kommunikation über gute und spannende Kunst im Münsterland.