Daniel Kruse ist Scrum-Master bei Ernsting’s Family und setzt sich täglich mit agilen Arbeitsmethoden auseinander. Die eigene Agilität stellt er unter Beweis, indem er neben den Unternehmensräumen in Coesfeld-Lette und dem Homeoffice regelmäßig den Coesfelder Coworking Space „CoCoWo“ nutzt. Im Interview erzählt Daniel, welche Vorteile es bringt, für bestimmte Formen des Arbeitens das gewohnte Umfeld zu verlassen, und wie sein Arbeitgeber zu den gelegentlichen Ortswechseln steht.
Daniel Kruse: Ich habe tatsächlich meine Wurzeln hier: Das Gebäude, in dem heute der Coworking Space zuhause ist, war früher meine Grundschule. Vor ein paar Jahren habe ich dann mitbekommen, dass Christofer Wesseling – den ich aus dem beruflichen Kontext kannte – sein Unternehmen hier platziert hat und auch Räume zum Arbeiten anbietet. Als ich wenig später nach Seminarräumen für einen Design-Sprint gesucht habe, bin ich mehr oder weniger aus Zufall wieder auf das CoCoWo gestoßen. Für diesen fünftägigen Sprint haben wir von Ernsting’s Family das CoCoWo dann Ende 2022 zum ersten Mal genutzt. Weil wir mit den Räumlichkeiten und ihrer Ausstattung sehr zufrieden waren, haben wir seitdem noch einige weitere Schulungen und Workshops hier durchgeführt, die wir nicht am Ernsting’s Family-Campus in Lette machen wollten. Wir haben dort zwar wirklich schöne und gut ausgestattete Büroräume, aber manchmal tut ein Tapetenwechsel gut. Dafür haben wir hier genau den richtigen Ort gefunden.
Daniel Kruse: Um es genau zu nehmen, nutze ich das CoCoWo nicht als Coworking Space im klassischen Sinne. Wir nutzen „nur“ den Seminarraum für Workshops und Schulungen, und das je nach Projektlage alle paar Wochen. Weil Ernsting’s Family sehr groß ist, kann es auch sein, dass einige von uns noch öfter hier sind – das bekommt man bei der Unternehmensgröße nicht immer unbedingt mit.
Daniel Kruse: Bei bestimmten Workshops oder Schulungen ist es sinnvoll, sie nicht in den eigenen Räumen zu abzuhalten, weil man dort immer im Zugriff von den Kolleginnen und Kollegen ist. Natürlich haben wir am Unternehmensstandort auch Räume in der passenden Größe. Aber wenn man im Büro ist, dann will immer irgendwer was von einem, man ist dort nie ganz ablenkungsfrei. Hier im CoCoWo sind wir so weit ab vom Schuss, dass wir unsere Ruhe haben – aber trotzdem ist es sehr gut erreichbar. Auch die technische Ausstattung passt hier: Wir bei Ernsting’s Family sind alle „mobile office ready“, können also theoretisch von überall arbeiten – und durch die entsprechende Internet-Bandbreite geht es eben auch hier im CoCoWo bestens. Und letztendlich überzeugen uns auch die Räume an sich – durch den Schnitt des Gebäudes als ehemalige Schule bietet es sich für Workshops, Schulungen, Trainings etc. einfach super an.
Daniel Kruse: Das kommt bei uns tatsächlich selten vor, weil wir uns sehr in unsere Bubble zurückziehen, wenn wir hier sind. Wenn du einen Workshop machst, bist du ja ganz tief in deinem Thema und willst die Zeit möglichst effektiv nutzen. Wir sind daher nicht wirklich darauf aus, hier Kontakte zu schließen, obwohl man hier sicher sehr gut netzwerken kann! Andere nutzen das vermutlich auch – aber wenn wir herkommen, igeln wir uns eher im Seminarraum ein und bleiben unter uns.
Daniel Kruse: Nein, mein Arbeitgeber ist zum Glück sehr offen, was dieses Thema angeht – ich musste also keine schwere Überzeugungsarbeit leisten, als ich die Nutzung des CoCoWo vorschlagen habe. Es ist nämlich schon länger so, dass wir Workshops und ähnliches nicht an unserem eigenen Standort in Lette durchführen – sondern zum Beispiel in Hotel-Tagungsräumen in Münster. Das geht aber teilweise mit einer weiten Anreise einher: Die Mitarbeitenden von Ernsting’s Family kommen aus allen Ecken, teilweise aus dem Münsterland, aber zum Beispiel auch aus dem Emsland. Ich selbst wohne etwa in Coesfeld und bin überzeugter Fahrradpendler. Nicht alle können also mal eben schnell und unkompliziert nach Münster kommen. Das CoCoWo dagegen ist über die A31 und A43 für alle gut zu erreichen – und durch seine Nähe zu Lette ist es auch für die, die normalerweise ins Büro kommen, kein großer Umweg. Das Argument der guten Erreichbarkeit spielt also eine große Rolle und hat auch unseren Arbeitgeber überzeugt.
Daniel Kruse: Der Arbeitgeber profitiert durch die gleichen Vorteile, die ich als Arbeitnehmer sehe und vorhin schon einmal angeschnitten habe: Wir werden hier nicht abgelenkt und können extrem fokussiert arbeiten – dadurch arbeiten wir im CoCoWo sehr effizient, was sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Unternehmen gut tut. Die Ruhe, die wir hier haben, ist auch dadurch bedingt, dass der Coworking Space sehr abgeschieden liegt und man nicht – wie in Seminarhotels in Münster oder anderen großen Städten – von Trubel umgeben ist. Es kostet das Unternehmen zwar Geld, wenn wir uns für ein paar Tage hier einmieten, aber das tut ein Hotel in Münster ja auch.
Daniel Kruse: Wir tauchen dann sehr in unsere Arbeit ab. Aber in der Mittagspause geht es raus – frische Luft und Bewegung sind wichtig, um neue Energie zu tanken. Die Landschaft um das CoCoWo herum mit all den Feldern ist super idyllisch, deswegen gehen in der Mittagspause gerne mal spazieren. Auch an Verpflegung fehlt es hier nicht: Bei ganztägigen Workshops haben wir mittags schon öfter Essen vom Catering kommen lassen und im Konvektomaten erwärmt, das hat Christofer Wesseling auf Wunsch für uns organisiert. Selber kochen kann man in der Küche zwar auch – das haben wir aber bisher noch nicht ausprobiert, ebenso wie den Kicker, den wir noch nie angerührt haben (lacht).
Daniel Kruse: Meine Sicht auf die Zukunft der Arbeitswelt ist vermutlich sehr von meinen eigenen Vorlieben geprägt. Aber unabhängig davon denke ich, dass mobiles Arbeiten nicht mehr wegzudenken ist. Das wird immer mehr werden. Ich glaube zwar nicht, dass es einen riesigen Anstieg von „Workations“ geben wird, dass sich alle plötzlich einen Camper kaufen und arbeitend durch die Welt reisen werden. Aber ich glaube, immer mehr Menschen werden die Möglichkeit dazu haben wollen. Und das wird sich auch in der Gestaltung der Büroflächen zeigen: die werden nicht größer werden. Das ergäbe auch keinen Sinn, allein schon wegen der hohen Homeoffice-Nachfrage. Ich als Familienvater genieße es – wie viele andere Eltern auch –, flexibel zu sein und ab und zu von zuhause arbeiten zu können. Natürlich habe ich dadurch nicht mehr Zeit mit meinen Kindern, weil ich ja trotzdem gleich viel arbeiten muss – aber zumindest sehen sie kurz mein Gesicht, wenn ich ihnen nach der Schule die Tür aufmache. An unserem Ernsting’s Family-Standort in Lette testen wir auch gerade das Shared-Desk-Modell, bei dem weniger Arbeitsplätze mit Schreibtischen ausgestattet sind, als es Mitarbeitende gibt. Das funktioniert auch super. Solche Experimente – und eben auch die Gelegenheit, Coworking Spaces nutzen zu können – bieten einfach einen tollen Grad an Flexibilität. Und die genieße ich sehr!
Das CoCoWo entstand, als Christofer und Maria Wesseling mit ihrem Software-Unternehmen WESLINK in eine ehemalige Grundschule in Coesfeld einzogen: Weil das Gebäude für den Firmensitz allein zu groß war, entwickelten sie die Idee eines Coworking Spaces – ein Konzept, das ihnen aus den Niederlanden bekannt war und sie schon länger fasziniert hatte. Die Wesselings statteten die unterschiedlich großen Räume mit einer modernen Einrichtung und hochwertigen technischen Features aus – wie etwa mit digitalen Whiteboards, von denen sich Dokumente direkt per Mail verschicken lassen. Wichtig war ihnen dabei, dass die Räume flexibel nutzbar und multifunktional sind; je nach den Bedürfnissen der jeweiligen temporären Mieter. So tummeln sich im CoCoWo heute Berufstätige aus verschiedensten Branchen: Von Architektur über Gesundheits- und Finanzwesen bis hin zu Design und IT-Technik ist alles vertreten. Viele kommen aus der Region, aber auch Geschäftsleute aus Hamburg haben sich auf der Durchreise schon im CoCoWo eingemietet. Mit der Zeit verschob sich der Fokus vom klassischen Coworking in einem Open Space Office auf die Vermietung von Seminar- und Konferenzräumen für Workshops, Meetings und Gruppenarbeit. Aber auch Einzelbüros sind im CoCoWo zu mieten. So können Unternehmen beim Recruiting punkten und auch Menschen einstellen, die nicht jeden Tag pendeln wollen und einen ruhigen, gut erreichbaren Arbeitsort brauchen, an dem sie – anders als im Homeoffice – ungestört arbeiten können. Und das mitten in der grünen Coesfelder Idylle.