© Photo by myHQ Workspaces on Unsplash

Von Nordkirchen über Portugal bis Mexiko

Coworking Spaces als Unternehmensvorteil

Coworking-Storys - digital.Campus Nordkirchen

Lukas Klein ist Gründer und Geschäftsführer der Software-Plattform Datacake und lebt in Nordkirchen im südlichen Münsterland. Als er sein Unternehmen gründete, mietete er zunächst Büroräume in Münster an. Lange blieb das Team dort jedoch nicht: Inzwischen arbeitet das gesamte Team von Datacake in Coworking Spaces – inklusive Geschäftsführer Lukas, der den digital.Campus Nordkirchen für sich entdeckt hat.

© Kreis Coesfeld

Lukas, wann hast du das erste Mal im digital.Campus Nordkirchen gearbeitet und wie kam es dazu?

Lukas Klein: Ich war quasi von Anfang an dabei: Vor ein paar Jahren habe ich mitbekommen, dass die Gemeinde Nordkirchen sich umgehört hat, ob Interesse für eine Plattform für Austausch und Coworking in der Digitalbranche bestehe. Das Interesse war offenbar da, denn 2018 wurde dann der digital.Campus eröffnet. Damals hatte ich mit meinem Unternehmen Datacake noch ein Büro in Münster und bin von Nordkirchen aus gependelt. Doch dann gab es mit dem digital.Campus plötzlich einen Ort um die Ecke, an dem ich arbeiten und darüber hinaus auch noch netzwerken konnte – mit einem deutlich kürzeren Fahrtweg.

Und inzwischen hat dein Unternehmen das Büro in Münster aufgegeben? Wo arbeitet das restliche Team?

Lukas Klein: Genau, inzwischen haben wir gar keine festen Büroräume mehr. Da unsere Arbeit komplett digital läuft, ist sie völlig ortsunabhängig: Wir kommunizieren überwiegend über Chats und Videocalls. Unsere Mitarbeitenden sind über die ganze Welt verteilt und arbeiten alle in Coworking Spaces: Einer kommt aus Mexiko, einer ist gerade nach Portugal ausgewandert, eine Kollegin war neulich für ein paar Monate in Taiwan und eine andere sitzt in Hamburg. Weil wir unseren Mitarbeitenden kein festes Büro anbieten, stellen wir ihnen ein Budget, damit sie sich an ihren jeweiligen Lebensorten in Coworking Spaces einmieten können. Zweimal im Jahr kommen wir auch persönlich zusammen, und auch dafür nutzen wir dann Coworking Spaces, in denen man einzelne Räume tageweise mieten kann.

Theoretisch könnten auch alle Mitarbeitenden aus dem Homeoffice arbeiten. Warum nehmt ihr stattdessen Geld für die Nutzung von Coworking Spaces in die Hand?

Lukas Klein: Einige von uns arbeiten auch gelegentlich von zuhause. Aber es tut einfach gut, auch mal rauszukommen oder zumindest die Option dazu zu haben, morgens die eigenen vier Wände zu verlassen und erst nach Feierabend wiederzukommen. Dafür sind Coworking Spaces super. Und auch der Austausch – sowohl privater als auch geschäftlicher Art – spielt eine große Rolle. Hier im digital.Campus sitzen überwiegend Leute, die auch im digital Bereich arbeiten, aber trotzdem aus ganz unterschiedlichen Branchen kommen. Es ist immer spannend, zu sehen, woran die anderen gerade arbeiten. Im Coworking Space kann man sich gegenseitig hilfreichen Input geben, einander inspirieren und Kontakte knüpfen – zum Beispiel bei Networking-Events wie dem regelmäßigen Campus-Frühstück.

Auf wen trifft man denn im digital.Campus Nordkirchen?

Lukas Klein: Das Publikum ist total bunt gemischt. Hier arbeiten Startups, die mit neuen Ideen an den Markt gehen und teilweise noch im Produktaufbau sind – genauso wie regionale Unternehmer, die ähnlich wie wir aus der Startup-Phase raus sind, ihr Büro vorher in einer Stadt hatten und jetzt hier die Möglichkeit des Coworkings nutzen, weil das besser mit dem Wohnort zu vereinbaren ist. Und tatsächlich trifft man auch auf traditionellere kleine und mittlere Unternehmen, die vorher noch nicht so viel mit Digitalisierung am Hut hatten und sich hier von jüngeren, moderneren Firmen helfen lassen. Durch diesen Austausch sind schon fruchtbare Kooperationen entstanden!

Gibt es noch weitere Vorteile an der Nutzung von Coworking Spaces, durch die dein Unternehmen profitiert?

Lukas Klein: Auf jeden Fall, ein ganz wichtiger Aspekt ist das Recruiting von neuen Mitarbeitenden. Wenn wir darauf beschränkt wären, nur regional nach Arbeitskräften zu suchen, hätten wir es deutlich schwerer. Dadurch, dass es inzwischen fast überall Coworking Spaces gibt – sowohl im Kreis Coesfeld als auch in anderen Ländern rund um den Globus – können wir überregional und sogar international nach Talenten suchen. Das ist ein großer Vorteil. Viele unserer Mitarbeitenden haben sogar von Anfang an klar kommuniziert, dass sie ihren Aufenthaltsort selbst bestimmen können wollen. Die hätten wir mit einem festen Büro in Münster also nicht locken können, im Gegenteil!

Du scheinst sehr überzeugt vom Konzept des ortsunabhängigen Arbeiten zu sein. Datacake als digitales Unternehmen ohne feste Büroräume ist natürlich prädestiniert für die Nutzung von Coworking Spaces – denkst du, dass das Modell auch für andere Firmen relevanter werden wird?

Da bin ich mir sicher – das sieht man ja auch an der hohen Nachfrage. Selbst im kleinen Nordkirchen ist der Coworking Space oft ausgebucht. Ich glaube, dass das Thema immer wichtiger wird, weil sich immer mehr Menschen an die Freiheiten, die damit einhergehen, gewöhnen und sie einfordern werden. Ich selbst bin eine Zeit lang viel gereist und habe überall auf der Welt in Coworking Spaces gearbeitet. Diese Flexibilität ist extrem viel wert und damit ein großes Mitarbeitenden-Benefit. Natürlich ist das nicht in jeder Branche so einfach umsetzbar, aber in den Bereichen, wo es möglich ist, wird es ein großes Zukunftsfeld sein. Das beste Beispiel ist das Silicon Valley in den USA: Seit der Corona-Pandemie haben dort einige der großen Firmen ihre Büros geschlossen, weil die Mitarbeitenden vor Ort kaum bezahlbaren Wohnraum finden. Jetzt sind viele von ihnen in ländliche Bereiche gezogen und können von dort aus in Coworking Spaces arbeiten, wovon beide Seiten profitieren. Das zeigt, wie wichtig dieses Arbeitsmodell ist und weiterhin sein wird – nicht nur im Münsterland, sondern auch global gesehen.

Zum digital.Campus

Den Ausschlag gab das schnelle Internet: 2018 wurde in der Gemeinde Nordkirchen die Verlegung von flächendeckendem Glasfasernetz im Innen- und Außenbereich abgeschlossen. Um daraus einen möglichst großen Nutzen zu ziehen, entstand die Idee, einen Coworking Space und damit einen Plattform für Austausch und Networking zu digitalen Themen ins Leben zu rufen. So gründeten Bürgermeister Dietmar Bergmann, der damalige Wirtschaftsförderer Manuel Lachmann und der Startup-Gründer Björn Paulus den Verein digital.Campus Nordkirchen e. V. – und mit ihm eine der ersten digitalen Keimzellen für Startups im ländlichen Raum der Region. Das Ziel: Wissenstransfer und Ideenaustausch zwischen Startups, Betrieben und Selbstständigen – mit dem Fokus auf Themen der digitalen Transformation. Drei Jahre nach der Gründung zog der digital.Campus an seinen heutigen Standort und bietet Berufstätigen aus den verschiedensten Branchen hier private und gemeinschaftliche Büro- und Konferenzräume zum temporären Mieten an. Der Austausch zwischen den Nutzenden wird durch Netzwerkveranstaltungen wie einem regelmäßigen Campus-Frühstück gefördert. „Davon profitieren auch wir als Kommune“, berichtet Karim Laouari, Wirtschaftsförderer bei der Gemeinde Nordkirchen und Ansprechpartner des digital.Campus. „Wir sammeln hier in lockerer Atmosphäre wichtige Impulse aus der digitalen Welt, die wir dann niedrigschwellig ausprobieren können.“ So stattete die Kommune etwa kürzlich Elektroschrott-Container mit Sensoren von Datacake aus – dem Unternehmen von Lukas Klein, den Karim Laouari im digital.Campus kennenlernte. „Der Coworking Space holt die verschiedensten Expertisen nach Nordkirchen – eine echte Win-WinSituation!“