„Ich liebe Berlin, gleichzeitig bin ich ein totales Landei“: So beschreibt Katrin Jäger ihr Verhältnis zur alten, neuen, und wieder alten Heimat. Die 51-Jährige wuchs im Telgter Ortsteil Westbevern im Kreis Warendorf auf und ging nach dem Publizistik-Studium in Münster direkt nach Berlin. Nach acht Jahren kam sie zurück – und ist mehr als glücklich über ihre Entscheidung. „Ich hatte immer einen Fuß zuhause in der Tür stehen – 'zuhause', das ist immer das Münsterland.“ Inzwischen wohnt sie seit 17 Jahren wieder in ihrem Geburtsort Westbevern, hat zwei Kinder und den „schönsten Job der Welt“: Schreiben. Unter anderem auch über die Region.
Und als hätte das Schicksal damals in Berlin ihren geheimen Rückkehrwunsch erahnt: Auf einer Party in der Hauptstadt lernte sie Ihren Mann kennen – der ausgerechnet aus Telgte kam! Als sich der Kinderwunsch meldete, konnte sie sich ein Leben in Berlin nicht mehr vorstellen. „Ich hatte eine sehr, sehr glückliche Kindheit im Münsterland“, sagt Jäger. Das gleiche wollte sie auch für ihre Kinder. Die Vorstellung, mitten in der Stadt im siebten Stock zu wohnen und für jeden Weg ins Grüne das Auto nehmen zu müssen, ließ den Entschluss reifen. „Auf dem Land ist alles etwas leichter, meine Söhne genießen eine größere Freiheit und können ihr Umfeld selbständig entdecken, ohne dass ich mir Sorgen machen muss.“
Etwas holperiger gestaltete sich die berufliche Rückkehr. Nach etwa acht Jahren als Redakteurin bei Berlins größter Tageszeitung kündigte Jäger relativ spontan, ohne bereits einen festen Job im Münsterland zu haben. „Ich war da etwas blauäugig und dachte, nach diesen acht Jahren in Berlin wartet hier die Welt auf mich“, sagt sie lachend. Hier angekommen hat sie dann erst einmal ihre Familie gegründet und währenddessen weiterhin als freie Mitarbeiterin für die Zeitung in Berlin gearbeitet. Und im Rückblick erwies sich diese Phase als genau richtig: Endlich hatte Katrin Jäger Zeit, ihren Traum zu verwirklichen und einen Krimi zu schreiben. Natürlich über das Münsterland …
Inzwischen führt sie ein sehr freies Berufsleben und schreibt als gelernte Journalistin, Texterin und Autorin für verschiedenste Magazine und Auftraggeber. Das Münsterland war und ist ihr dabei mehr als einmal eine Inspiration: Westbevern hat einige Auftritte in ihren Romanen und auch ihr Buch „52 kleine & große Eskapaden im Münsterland“ macht Lust auf die Region. „Für die Eskapaden habe ich meine alte Heimat noch einmal ganz neu kennengelernt. Gerade die Natur war mir viel bewusster, als ich sie in Erinnerung hatte. Manchmal denke ich, ich bin im Urlaub.“
Und auch wenn der Unterschied nicht größer sein könnte, findet Katrin Jäger viel Berlin in Westbevern wieder: Das Improvisieren, das "Einfach mal machen", wenn etwas nicht klappt. Und das etwas ‚Kumpelige‘ auf dem Land – das erinnert sie sehr an Berlin. Und auch in Sachen Vielfalt kann Westbevern mit der Großstadt mithalten: „In Berlin ist man oft in seiner eigenen Blase und nur mit Menschen aus dem eigenen Milieu zusammen. In Westbevern komme ich mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen, mit Älteren und Jüngeren, dem Professor und dem Landwirt, ehemaligen und neuen Freunden.“ Eine Unterhaltung auf der Straße, im Supermarkt, im Wald – das ist für Katrin Jäger das echte, das gute Leben.
Und wenn die Sehnsucht zu groß wird – mindestens einmal im Jahr – zieht es sie doch wieder in die Hauptstadt. Aber nur zu Besuch natürlich …
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