Benjamin Beloch ist kein Anfänger, was das Unternehmertum angeht: Mit seiner Geo-Marketing Firma, der p17 GmbH in Gronau, ist er schon seit 2008 am Markt. Dann kam das Angebot zur Übernahme der Firma Kastanea, die früher als Bacher Verlag geführt wurde. Und Benjamin sagte ja! Gemeinsam mit zwei langjährigen Mitarbeiterinnen des Verlags ist er nun für die Geschäftsführung und Weiterentwicklung des Unternehmens zuständig. Innerhalb der letzten zwei Jahre konnte Benjamin Beloch einige seiner Ideen umsetzen und die Prozesse seiner Firmen weiter optimieren.
Im Interview gibt der Münsterländer einen Einblick in die Zeit nach der Unternehmensübernahme.
Unser Podcast Interview liegt mittlerweile knapp zwei Jahre hinter uns. Erzähl doch mal, wie ist es dir und deinem Unternehmen seitdem ergangen?
Ja – die Corona-Zeit liegt hinter uns: Tatsächlich hat sich in dieser Zeit einiges bei uns getan. Vielleicht erstmal zum Unternehmen p17: Nicht nur bei uns im Unternehmen wird viel im Mobile-Office oder im Home-Office gearbeitet. Dadurch ist das Angebot im Geo-Marketing etwas zurückgegangen. Wir haben als Unternehmen allerdings eine Art „Transformation“ zum Datenlieferanten von Marktdaten vollzogen. Durch die Analyse von Marktdaten können Marketing- und Vertriebsprozesse effizienter gestaltet werden. Das ermöglicht es zum Beispiel Kunden zur richtigen Zeit anzufahren. Somit hat sich die p17 mittlerweile eher zum Daten- als zum Kartenlieferanten entwickelt. Man geht eben mit der Zeit und den Marktbedürfnissen.
Und nun zu meinem zweiten Unternehmen „Kastanea“: Hier haben wir sehr viel Zeit darauf verwendet, interne Prozessoptimierungen vorzunehmen. Wir haben den Online-Shop neu aufgesetzt und auch das Suchmaschinen-Marketing verbessert. Dadurch erhoffen wir uns einen erhöhten Verkauf im Online-Geschäft. Und man merkt auch schon einen Effekt: Wir verkaufen wieder mehr analoge Karten, allerdings ist die Nachfrage bei günstigen Karten geringer geworden, während bei hochwertigen Karten die Nachfrage deutlich steigt.
Aber was am spannendsten ist: Wir haben ein drittes Unternehmen gegründet: Die nice-IT ist seit November 2021 aktiv. Die nice-IT ist quasi ein IT-Dienstleister, u.a. für Prozesse, die wir auch in der p17 und/oder Kastanea gebrauchen können. Beispiel: Im Zuge der Transformation zum Datenlieferanten bei der p17, wo wir aktuell viel Adressdaten verkaufen, benötigten wir ein CRM-System. Hier haben wir uns viel Know-how angeeignet – was dann zur Ausgründung von nice-IT geführt hat. Wir haben somit eine weitere Stufe der Wertschöpfung hinzugewonnen; wir können uns die Bälle innerhalb der drei Unternehmen sehr gut zuspielen. Insgesamt kann man sagen, wir haben eine vollumfängliche Anpassung auf die aktuelle Marktlage vollzogen.
Würdest du die Nachfolge noch einmal genau so angehen wie damals, oder hättest du im Nachhinein einige Dinge anders geregelt?
Ich würde mich im Nachhinein betrachtet mehr mit dem Thema „Digitalisierung von Prozessen“ auseinandersetzen – das hätte mir einen riesen zeitlichen Vorsprung gegeben. Gerade bei der Kastanea hätte uns das einiges an Aufwand und Zeit erspart. Hier waren nach 3,5 Jahren die analogen Prozesse relativ festgefahren. Aber jetzt haben wir einige Dinge digitalisieren können, zum Beispiel die automatisierte Annahme von Bestellungen und der automatische Abgleich mit Portalen wie eBay. Corona hat dem Online-Geschäft da natürlich nochmal einen BOOST gegeben.
Hat sich die Beziehung zum Übergeber in den letzten Jahren verändert?
Nein – mit der Übernahme war er eigentlich direkt raus. Wir haben die zum Teil von ihm entwickelten Maschinen übernommen – und wenn es da mal Probleme gibt, hilft er schon mal aus und er fragt auch regelmäßig nach der Entwicklung des Unternehmens.
Hast du Pläne für die Zukunft?
Aber klar: Ich würde gerne noch ein viertes Unternehmen gründen. Wir benötigen seit Corona noch viel mehr Unterstützung beim Online-Marketing. Wir sind zum Beispiel bei der Kastanea 99% abhängig vom Online-Marketing. Die Kompetenzen dazu haben wir uns bereits zu einem großen Teil angeeignet. Wir wollen das in Zukunft selbst machen und anbieten. Man könnte sich natürlich fragen, wieso man das Angebot nicht einfach innerhalb einer anderen Firma anbietet, aber: Wir möchten eine Verwässerung des Portfolios der Unternehmen vermeiden. Das birgt die Gefahr, dass man nicht mehr als Spezialist im jeweiligen Feld wahrgenommen wird. Wir möchten keine „Bauchladen“-Unternehmen – außerdem wollen wir 1:1 prüfen können, welche Sparte wirtschaftlich erfolgreich arbeitet und welche nicht.
Hinter der Produktion der Podcasts steckt das Verbundprojekt Gründergeist #Youngstarts Münsterland. Das Projekt stärkt die Gründungsintensität im Münsterland und erschließt mit seinen Angeboten neue Gründungspotenziale und Zielgruppen. Der Bereich der Unternehmensnachfolge nimmt potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger für die Übernahme eines Unternehmens in den Blick, die bei ihrer möglichen Entscheidung für die Nachfolge unterstützt werden sollen. Hierfür stehen den Interessierten Angebote wie Workshops, Netzwerkveranstaltungen und ein Podcast zur Verfügung. Es wird im Rahmen des EFRE-Aufrufs „Regio.NRW“ von der Europäischen Union und dem Wirtschaftsministerium NRW gefördert.