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Neue Häuser aus altem Material von Büscher
© Münsterland e.V./Philipp Fölting
Innovation Story
Recycling-Beton

Weniger Abfall dank Recycling-Beton: Aus Alt wird Neu

Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG

Der Anteil an Bau- und Abbruchabfällen in Deutschland ist riesig. Doch für Neubauten lassen sich diese bislang nicht nutzen. Das will ein Familienunternehmen aus dem Münsterland ändern. Es hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Abrissmaterial bzw. gemischter Bauschutt recycelt und so aus alten Materialien neue Häuser entstehen können.

Erfahre mehr über die Innovation aus dem Münsterland.

Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG, Heek

Die Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen aus Heek und seit 1961 erfolgreich mit Betonfertigteilen am Markt vertreten. 2007 siedelte sich das Unternehmen am heutigen Sitz in Heek an und legt großen Wert auf Forschung und Entwicklung, um neue Wege für den Einsatz von Abbruchmaterialien zu generieren.

Büscher Containerdienst- und Toilettenmietservice GmbH & Co. KG, Heek

Die Büscher Containerdienst- und Toilettenmietservice GmbH & Co. KG gehört zur Unternehmensgruppe Büscher und ist seit 1984 erfolgreich im Bereich der Kreislaufwirtschaft tätig. Gemeinsam nutzen beide Unternehmen ihre Synergien, um Lösungen für Probleme zu finden, die zum Beispiel mit Fragestellungen zu Bauschutt oder Deponiemangel zusammenhängen.

Herausforderung: Wohin mit den Bau- und Abbruchabfällen?

2019 kam Deutschland laut Statistischem Bundesamt auf 417 Millionen Tonnen Abfall, knapp 230 Tonnen und damit rund 55 Prozent machen dabei Bau- und Abbruchabfälle aus. Das gemahlene Abrissmaterial kann zwar für den Straßenbau und Verfüllungen wieder aufbereitet werden, doch mittlerweile übersteigt das Angebot bei weitem die Nachfrage. Viele Kommunen wissen längst nicht mehr wohin mit den Abfällen, denn immer mehr alte Häuser werden abgerissen. Für Neubauten darf das Abrissmaterial bisher nicht eingesetzt werden. Darunter leidet auch die Umwelt: Denn um Baustoffe wie Kies, Gesteinskörnung und Sand zu gewinnen, wird in die Natur, Umwelt sowie in den natürlichen Wasserhaushalt eingegriffen und dabei Lebensraum zerstört.

Das wollten die Brüder und Inhaber von Betonwerk Büscher, Hans-Jürgen und Wolfgang Büscher, ändern. Ihre Vision: aus alten Gebäuden neue Gebäude machen, mit Fertigteilen aus Recycling-Beton, die genauso sicher und stabil sind wie Betonfertigteile aus Primärrohstoffen. Bislang dürfen maximal 30 bis 45 Prozent Altmaterial beim Guss von neuen Formteilen beigemischt werden.

Lösungsansatz: Neuer Baustoff aus altem Abrissmaterial

Die Büscher-Brüder Hans-Jürgen und Wolfgang
© Büscher

Die Büscher-Brüder experimentierten mit Abrissmaterial, das sie zuvor in der Steinmühle zerkleinerten. Anfangs wurden sie dafür von der eigenen Belegschaft belächelt und mussten immer wieder Rückschläge hinnehmen, weil die Ergebnisse nicht den Anforderungen entsprachen. Fünf Jahre lang liefen Versuche, immer wieder wurden die Zutaten des neuen Baustoffs verändert, daneben probierten sie verschiedenste Versuchsmischungen aus.

So entwickelte Büscher ein Verfahren, mit dem aus dem alten Abrissmaterial ein innovativer Baustoff entsteht, der als Ersatz für Kies und Sand dient. Damit gelingt es, Betonfertigteile zu 75 Prozent aus alten Materialien herzustellen – ein bislang noch nie erreichter Recycling-Anteil, bei dem die primären Rohstoffe Kies/Körnung/Sand zu 100 Prozent ersetzt werden. „Ein schönes Beispiel für Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel, vom Downcycling hin zum Upcycling zu kommen“, betont Thomas Overbeeke, der das Vorhaben betreut.

Erfolg: Musterhäuser aus Recycling-Beton

Zurück in die Zukunft: Bau der Recycling-Häuser
© Münsterland e.V./Philipp Fölting

Die neuen Recycling-Betonelemente können mit traditionell hergestellten Elementen mithalten – das bestätigen die Universitäten Kaiserslautern und Duisburg-Essen. Sie verfügen über gleichwertige technische, statische und klimatische Eigenschaften. Der Recycling-Beton ist geeignet für tragende und nicht-tragende Innenwände und ermöglicht neue architektonische Spielräume. Da die Betonfertigteile bereits industriell vorgefertigt sind, können Bauprojekte zudem schneller realisiert werden. Außerdem können alle Recycling-Betonfertigteile erneut wiederverwertet werden und sind damit ein stetiger Bestandteil des Kreislaufs. Aus Alt kann also immer wieder Neu werden.

Der Recycling-Beton in Form der Büscher-Wand erhielt Mitte 2021 nach acht Jahren Forschung und Entwicklung die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik. Dazu wurde der Produktionsprozess zur Herstellung des Recycling-Materials zertifiziert, für diese Art der Recycling-Gesteinskörnung bisher einzigartig.

Um zu beweisen, dass der Recycling-Beton funktioniert, bauen Hans-Jürgen Büscher und Wolfgang Büscher zwei Musterhäuser in Heek und Nienborg aus ihren neuen Recycling-Betonfertigteilen. Der Spatenstich für das erste Musterhaus mit drei Wohneinheiten erfolgte in 2022. Das Haus erfüllt den Standard KFW 40+ und ist damit besonders energieeffizient. Die Büscher-Brüder möchten die Fachwelt vom Recycling-Beton überzeugen, damit die neue Technologie den Durchbruch schafft und auch von anderen Herstellerwerken in der Baubranche genutzt wird.

Ganz nach dem Motto "Zurück für die Zukunft" begleitet Büscher den Bau der Recyclinghäuser auch online. Auf der Website kannst du den Stand und Verlauf der Projekte verfolgen.

Innovationspreis Münsterland 21/22

2022 wurde die Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG als eines von vier Unternehmen für den Innovationspreis Münsterland in der Kategorie Wirtschaft nominiert. Mit diesem Video wurde ihre Innovation, die Büscher-Wand aus Recycling-Beton, bei der Preisverleihung vorgestellt.

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Enabling Networks Innovation Stories

Als regionale Verbundinitiative unterstützt Enabling Networks Münsterland Unternehmen und Hochschulen im Münsterland dabei, Innovationen zu entwickeln, sie umzusetzen und die richtigen Partner für das Vorhaben zu finden. Um zu zeigen, wie innovativ und gleichzeitig kooperativ das Münsterland auch jetzt schon ist, ist das Projekt zudem auf die Suche nach innovativen Kooperationsprojekten aus der Region gegangen. Die Ergebnisse sind auf dieser Seite dargestellt. Das Projekt Enabling Networks Münsterland wird im Rahmen des EFRE-Aufrufs „Regio.NRW“ von der Europäischen Union und dem Wirtschaftsministerium NRW gefördert.

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